Mercedes-Benz 300SEL 6.3 W109
Basisdaten
Falls Sie weitere Informationen zum Fahrzeug benötigen oder Sie einen Besichtigungstermin vereinbaren möchten, dann rufen Sie gerne an. Eine Besichtigung auf einer Hebebühne sowie eine Probefahrt sind möglich. Wir bieten mit unseren Partnerwerkstätten einen umfangreichen Service im Thema Wartung und Lackarbeiten an, auch nach dem Fahrzeugkauf. Eine Durchführung von HU/AU oder die Erstellung eines Wertgutachtens, für Ihre Versicherung, ist auch jederzeit möglich.
Das Fahrzeug wird im Kundenauftrag verkauft!
Telefonische Erreichbarkeit: Mo. – Fr. : 07:30-21:00 Uhr / Sa. : 9:00-16:00 Uhr. Besichtigungstermine nach Vereinbarung! Die Angaben und Bilder in diesem Angebot sollen das zum Verkauf stehende Kfz beschreiben und gelten nur näherungsweise. Da es sich um ein gebrauchtes Kfz handelt, können sich im Detail Abweichungen ergeben. Maßgeblich ist deshalb ausschließlich der zwischen den Parteien geschlossenen Kaufvertrag mit den dort genannten Spezifikationen für das Kfz. Irrtümer und Zwischenverkauf vorbehalten.
Fahrzeugbeschreibung
Willkommen bei der Kultwagenhalle!
Wir dürfen diesen 300 SEL 6.3 der Baureihe W109 mit einer unfassbaren Dokumentation und Vorgeschichte anbieten! Namen wie Henri Francois-Poncet, Dr. Betzler und Bodo Buschmann zieren den KFZ-Brief.
Gerade einmal 6.526 Exemplare wurden vom Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 gebaut: Ein bisschen mehr also als der legendäre M100-Motor, entliehen aus dem staatstragenden „600er“, an Kubikzentimetern hat. Das waren 6.332 ccm, damit ist er, anders als die 63er-Modelle des aktuellen Jahrtausends aus dem Hause Mercedes-AMG, tatsächlich kein Hochstapler. Die Geschichte dieser zu ihrem Debüt 1968 auf dem Genfer Autosalon schnellsten Serienlimousine der Welt ist allein schon eine Auto-Biografie wert. Über seinen Schöpfer, den damaligen Versuchsingenieur Erich Waxenberger, gibt es unzählige Geschichten zu erzählen. Der damalige Chefredakteur der „auto motor und sport“ Heinz-Ulrich Wieselmann soll ihn mit dem Ausspruch „Ihr baut lauter langsame Autos, Du wirst alt, Erich!” zur Idee getrieben haben, einen M100-Motor in die zierliche Karosse der Baureihe W109 zu verfrachten. Dazu gibt es an anderer Stelle genug Literatur.
Das Exemplar, das in diesem Stück die Hauptrolle spielt, ist unter den kaum mehr 300, die heute noch in Deutschland zugelassen sind, sicher einmalig. Seine Geschichte ist gespickt mit illustren Persönlichkeiten, Trauerfällen und schillernden Gestalten – und der Familienname seines Erstbesitzers ist eng verknüpft mit den deutsch-französischen Beziehungen vor und mehr noch nach dem Zweiten Weltkrieg.
Historie
Unser Exponat wurde durch die Firma Kienle Mitte der 2000er Jahre komplett auf Links gedreht und auf Kundenwunsch des zweiten Besitzers in Anthrazitgrau umlackiert. Ebenfalls wurde im Jahr 2019 vor dem Verkauf der Firma Brabus nochmals der W109 umfangreich teschnisch überholt, dies ist alles dokumentiert. Die Innenausstattung des 6.3er ist im Originalzustand und rundet den gut erhaltenen Zustand und einen Kilometerstand von 144.292km ab.
02.10.1970 – Erstzulassung durch Henri Francois-Poncet
26.04.1974 – Umschreibung auf die Firma Sopefa von Herr Francois-Poncet
1998 – Verkauf nach Tod an Kienle-Automobiltechnik
08.02.2006 – Zulassung auf den zweiten Besitzer Dr. Betzler, Vollrestauration durch Fa. Kienle
11.04.2014 – Privatfahrzeug von Bodo Buschmann, Briefeintrag Brabus GmbH
19.03.2019 – Übernahme des 4.Besitzers aus Hannover
Sonderausstattung
Armlehne, Elektr. Fensterheber, Leichtmetallfelgen, Luftfederung, Nichtraucher-Fahrzeug, Raucherpaket, Schiebedach, Servolenkung, Sommerreifen, Soundsystem, Tuner/Radio, Zentralverriegelung
249 – KLIMAANLAGE
401 – EINZELSITZE VORN MIT MITTELARMLEHNE
410 – SCHIEBEDACH ELEKTRISCH INK. WEBASTO WINDABWEISER
430 – SICHERHEITSGURTE VORNE UND HINTEN
462 – NEBELZUSATZSCHEINWERFER
518 – RADIO BECKER MÉXICO CASETTE MIT 6-FACH LAUTSPRECHER
531 – ANTENNE AUTOMATISCH
573 – KOPFSTÜTZEN VORNE
580 – KLIMAANLAGE
594 – WÄRMEDÄMMENDES GLAS RUNDUM
879 – KOPFSTÜTZEN IM FOND
880 – ZENTRALVERRIEGELUNG
Deutsch-französische Beziehungen
Gerade einmal 6.526 Exemplare wurden vom Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 gebaut: Ein bisschen mehr also als der legendäre M100-Motor, entliehen aus dem staatstragenden „600er“, an Kubikzentimetern hat. Das waren 6.332 ccm, damit ist er, anders als die 63er-Modelle des aktuellen Jahrtausends aus dem Hause Mercedes-AMG, tatsächlich kein Hochstapler.
Die Geschichte dieser zu ihrem Debüt 1968 auf dem Genfer Autosalon schnellsten Serienlimousine der Welt ist allein schon eine Auto-Biografie wert. Über seinen Schöpfer, den damaligen Versuchsingenieur Erich Waxenberger, gibt es unzählige Geschichten zu erzählen. Der damalige Chefredakteur der „auto motor und sport“ Heinz-Ulrich Wieselmann soll ihn mit dem Ausspruch „Ihr baut lauter langsame Autos, Du wirst alt, Erich!” zur Idee getrieben haben, einen M100-Motor in die zierliche Karosse der Baureihe W109 zu verfrachten. Dazu gibt es an anderer Stelle genug Literatur.
Das Exemplar, das in diesem Stück die Hauptrolle spielt, ist unter den kaum mehr 300, die heute noch in Deutschland zugelassen sind, sicher einmalig. Seine Geschichte ist gespickt mit illustren Persönlichkeiten, Trauerfällen und schillernden Gestalten – und der Familienname seines Erstbesitzers ist eng verknüpft mit den deutsch-französischen Beziehungen vor und mehr noch nach dem Zweiten Weltkrieg.
2. Oktober 1970, Erstzulassung und Auslieferung
Henri François-Poncet ist im Juni dieses Jahres 45 Jahre alt geworden. Für die „Sonderklasse“ von Mercedes-Benz vielleicht noch etwas zu jung und dynamisch, deshalb darf es bei der Bestellung gerne das Spitzenmodell sein, ein 300 SEL 6.3. Als Sohn von André François-Poncet machte sich Henri als Geschäftsmann und Unternehmer einen Namen, Zeitzeugen unterstellen ihm einen „aufwendigen Lebenswandel“ – dazu später mehr.
Henri wird in eine illustre Familie geboren, sein Vater André war von 1931 bis 1938 Botschafter Frankreichs in einem Deutschland, das den Aufstieg der NSADP und Adolf Hitlers zur Macht erlebte. Nach der Besetzung Frankreichs wurde André François-Poncet inhaftiert. Nach dem Krieg wurde er Hoher Kommissar in Deutschland – und damit höchster Vertreter einer der westlichen alliierten Siegermächte des Zweiten Weltkrieges. In dieser Funktion trug er wesentlich zur Wiederherstellung und Festigung der deutsch-französischen Beziehungen bei. Die französische Lebensart bei gleichzeitiger Vorliebe für deutsche Tugenden wird Sohn Henri quasi in die Wiege gelegt.
François-Poncet Senior hatte drei Söhne. Jean François-Poncet setzte die diplomatische und politische Tradition der Familie fort, während Sohn Philippe zeigte, dass die François-Poncets auch in der Wirtschaft eine bedeutende Rolle spielen konnten: Er wurde Direktor bei Moët & Chandon und spielte eine wichtige Rolle bei der Expansion und dem weltweiten Erfolg der Marke – und durch seine Beziehungen, wie sich zeigen sollte, auch beim Werdegang seines Bruders Henri. Sein gutes Gespür für die Luxusbranche half Moët & Chandon, seine Position als führender Champagnerproduzent zu festigen.
Nun, und dann war da noch Henri. Das Diners Club Magazin stellt ihn 1990, im gestandenen Alter von 65 Jahren, als „Grandseigneur der feinen Lebensart“ vor, der seit 1948 in München lebte und arbeitete. Als „Generaldelegierter“ für Moët & Chandon (beziehungsweise später LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton) war er Repräsentant für Champagner und Cognac sowie für die Modemarke Christian Dior.
Die Wochenzeitung „Die ZEIT“ schrieb 1965 über den 40-jährigen Henri: „Er hatte alles, um ein Playboy zu werden: Geld, einen Namen, gute Beziehungen und viel Charme, aber er ist es nicht geworden. Henri François-Poncet ist ein seriöser Geschäftsmann geworden, und seine Jugendsünden, als er in München einen Cadillac fuhr, Pferde hielt und sich mit Scharen hübscher Mannequins umgab, hat man ihm lange verziehen.“ Dieser quasi zur Ruhe gekommene Bonvivant wird nun vermutlich der Präsentation des Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 1968 in Genf beigewohnt und sich seines früheren Traumberufs erinnert haben – Formel-1-Pilot, um „schneller durchs Leben zu rasen“ (Diners Club Magazin, Nr.10/90).
Im Oktober 1970 nahm er die von ihm georderte, seinerzeit schnellste Reiselimousine in Empfang.
Nun ist der Mercedes 300 SEL 6.3 an sich ein elegantes, um Understatement bemühtes Automobil. Dass in der Silhouette einer S-Klasse, die es bis dato lediglich mit Reihensechszylindermotoren gab, ein Achtzylinder amerikanischen Ausmaßes schlummert, fällt nur auf, wenn die Typenbezeichnung „6.3“ nicht abbestellt wird (Henri bestellte sie selbstverständlich nicht ab, so seriös ist er dann doch nicht geworden). Etwas breitere Reifen, H1-Halogenscheinwerfer – weitere Indizien der Macht gab es nicht. Um in Münchens Schickeria der 70er-Jahre nicht zu gewöhnlich daherzukommen, bestellte Henri seinen „6.3er“ in einer eleganten und doch nicht alltäglichen Zweifarblackierung. Die Fahrzeugdatenkarte unterscheidet beim Farbcode in „UT 180“ und „OT 040“: Der untere Teil bis zur Bordkante ist in silbergrau metallic getaucht, das Greenhouse in edles schwarz uni. Innen verbat sich der Champagner-Connaisseur dann aber wieder jegliche Extravaganzen, hier trifft schwarzes Leder auf klassisches Nussbaumwurzelholz. Der Rest ist gewohnte Mercedes-Qualität: Die Gepäcknetze an der Rückseite der Vordersitze erinnern an die im Erste-Klasse-Abteil eines D-Zugs, die Aschenbecher boten keine Zigaretten-, sondern Zigarrenanzünder und die Menge des verwendeten Edelholzes kann getrost als verschwenderisch bezeichnet werden. Kurzum ein Innenraum wie aus dem sprichwörtlichen Vollen gefräst und eine noble wie zurückhaltenden Clubatmosphäre schaffend, gerade gut genug für den eilig von Termin zu Termin reisenden Geschäfts- und Lebemann Henri François-Poncet.
26. April 1974, Umschreibung auf die Sopefa GmbH
Es werden vermutlich keine bei Instagram oder TikTok aktiven Steuerberater oder -gestalter gewesen sein, aber jemand oder etwas hat Henri François-Poncet dreieinhalb Jahre nach der Erstzulassung bewogen, den großen Mercedes auf seine Firma umzumelden. „Sopefa GmbH“ steht etwas kryptisch im ersten Fahrzeugbrief, es steht für die „Sociéte pour la Promotion des Echanges Economiques Franco-Allemands“, die Gesellschaft zur Förderung des deutsch-französischen Wirtschaftsaustausches. Den Austausch fördert der Unternehmer und Liebhaber großvolumiger Mercedes-Motoren in der Tat, die Liste seiner privaten und geschäftlichen Bekanntschaften liest sich wie das Who‘s Who der Prominenz aus Industrie, Medien und Politik: Josef Neckermann, Harald Quandt, Axel Springer, Rudolf Oetker – sie alle waren Duz-Freunde, Patenonkel oder Geschäftspartner des umtriebigen Franzosen – und mutmaßlich zu irgendeinem Zeitpunkt auch Passagiere der potenten S-Klasse.
So umtriebig und sprunghaft Henri auch war – der zweifarbige 300 SEL 6.3 musste ihm ans Herz gewachsen sein. Das Fahrzeug blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1998 in seinem Besitz und wurde rege als Reiselimousine zwischen München und Paris bewegt.
Seine Witwe, Guillemette de Carbonnel, veräußerte den Mercedes schließlich an den namhaften, mittlerweile insolventen und in Ungnade gefallenen Oldtimer-Spezialisten Kienle. Dort wurde er – mittlerweile fast im Oldtimer-Alter – nicht nur umfassend revidiert und restauriert, sondern auch in der Farbe anthrazit metallic lackiert. Nicht, weil die Experten der Kienle Automobiltechnik GmbH sich davon bessere Verkaufschancen erhofften, sondern weil ein ganz besonderer Interessent diesen Wunsch äußerte.
Allein die Jahrzehnte bei seinem ersten Besitzer machen aus diesem ohnehin schwer als gewöhnlich zu bezeichnenden Mercedes schon etwas Besonderes. Doch auch die nächsten Haltereinträge lassen aufhorchen.
8. Februar 2006, von München nach Wiesbaden
Im Februar 2006 erwirbt ein gewisser Dr. Thomas Betzler den Mercedes, das Münchner Kennzeichen weicht einem „WI“ für Wiesbaden und die zweifarbige Lackierung besagtem anthrazit metallic. Dr. Betzler, seit 1985 als Notar in Wiesbaden zugelassen, hegte eine Vorliebe für Autos dieser Farbe, sein Fuhrpark bestand entsprechend aus diversen Pretiosen in diesem noblem dunkelgrau.
Er war als Jurist und Notar Experte für Sportrecht – was naheliegt für jemanden, der ausgeprägte automobilsportliche Interessen hat und im Tourenwagensport aktiv war (natürlich nicht mit dem 2006 schon betagten 300 SEL 6.3, auch wenn zu unterstellen ist, dass er den 250 Pferden sicher hier und da Auslauf gewährt hat). Seine Anfänge im Renn- und Tourenwagensport machte Dr. Betzler 1968, als er ins Cockpit eines Renault 8 Gordini stieg und – wohlgemerkt neben seinem Studium – am Wochenende Rennen fuhr und sich um die Akquise von Sponsorengeldern bemühte. Fast 40 später befand Dr. Betzler, zu alt für blaue Straßensportwagen mit Rallyestreifen oder Zweifarblackierungen zu sein und bevorzugte daher einen nur auf den ersten Blick behäbigen, dunkelgrauen Oldtimer.
Was diesen Wiesbadener Notar aber in Automobil- und Motorsportkreisen zu einer außergewöhnlichen Persönlichkeit machte, war sein Engagement als Vorstand des ITR. Die „Internationale Tourenwagen Rennen (ITR) GmbH“ übernahm 2003 die Marke DTM und vermarktete fortan die gleichnamige Rennserie. Für den ITR kümmerte sich Dr. Betzler um Recht und Finanzen der DTM, sämtliche Verträge, die die Rennserie betreffen, gingen durch seine Hände.
Acht Jahre lang hatte Dr. Thomas Betzler (mutmaßlich) viel Freude am 300 SEL 6.3, ehe er im Frühjahr 2014 nach schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren verstarb, was nicht nur im Familien- und Freundeskreis, sondern auch in der deutschen Motorsportszene zutiefst betrauert wurde. Man muss schon aus besonderem Holz geschnitzt sein, damit niemand Geringeres als Hans Werner Aufrecht folgendes zu Protokoll gibt:
„Die Nachricht vom Tod von Thomas Betzler hat mich nicht nur in meiner Funktion als Vorsitzender der ITR, sondern auch persönlich sehr getroffen. Wir haben einen großen Teil unseres Lebensweges gemeinsam verbracht, an, aber auch neben den Rennstrecken. Ich verliere einen Freund, und die DTM-Familie ein wertvolles Mitglied, dessen Herz zeitlebens für den Motorsport geschlagen hat“, sagte Aufrecht, bis 2017 Vorstandsvorsitzender des ITR.
Trotz dieser engen Bekanntschaft verzichtete Dr. Betzler übrigens darauf, seinen 300 SEL 6.3 bei Aufrechts ehemaligen Mitarbeitern „frisieren“ zu lassen und beließ es bei den serienmäßigen 250 PS. Dem Autor und vermutlich auch dem ein oder anderen Leser wird die 320-PS-Version des 6.3ers im Besitz des Journalisten Hans Neubert aber noch gut in Erinnerung sein. Falls nicht, existiert hier ein großartiger Fahrbericht der noch schneller gemachten schnellen Reiselimousine aus der Zeitschrift „MotorKlassik“.
11. April 2014, „BOT – BB 63“
Dem aufmerksamen Beobachter und Leser mag es bereits aufgefallen sein – Velours-Fußmatten mit einem „Brabus Classic“-Logo zieren das beschriebene Fahrzeug. Das mag in neun von zehn Fällen ein Affront sein oder der Versuch, mit etwas Zuberhör-Tand Exklusivität vorzugaukeln. Aber was wäre, wenn ein gewisser Bodo Buschmann selbst die Hacken seiner vermutlich rahmengenähten Lederschuhe in dieses Velours gestemmt hat, beim behänden Wechsel zwischen Brems- und Fahrpedal?
Nicht einmal einen Monat nach dem Tod von Dr. Thomas Betzler fand der 300 SEL 6.3 einen neuen Besitzer: Den Automobilkaufmann und Begründer der „Tuningschmiede“ BRABUS, Bodo Buschmann. Über dessen Unternehmen, das weit mehr als ein Tuner oder Veredler war, ist an anderer Stelle genug geschrieben worden. Erwähnt seien hier nur Meilensteine wie die Schnapsidee, einen Achtzylinder in den „Baby-Benz“ 190 E zu zwängen, zahlreiche W126er S-Klassen mit geschwärztem Chrom und Absurditäten wie ein Brabus Rocket, dessen maximales Drehmoment von 1.320 Newtonmetern elektronisch auf lächerliche 1.100 Newtonmeter begrenzt werden musste. Für überdimensionierte Motoren in verhältnismäßig kompakten Fahrzeugen hatte Buschmann also offensichtlich ein Faible.
Angesichts dieser Husarenstücke grenzt es fast an ein Wunder, dass dieser dritte Fahrzeughalter sowohl Motor als auch Karosseriekleid des W109 völlig serienmäßig belassen hat. Möglicherweise erschien ihm die Kraft des mit nicht einmal 40 PS pro Liter ausnehmend sanft belasteten M100-Motors gar als willkommene Entschleunigung in einem Alltag der Superlative. An Pflege ließ Buschmann es jedoch nicht mangeln, befanden sich die Experten von BRABUS Classic doch praktischerweise direkt im Haus. Was an der mittlerweile über 40 Jahre alten S-Klasse gemacht werden musste, wurde mit äußerster Akribie gemacht. Jederzeit sollte es möglich sein, den 300 SEL 6.3 von Bottrop aus nach München oder Monaco zu steuern, ohne sich Gedanken um Lappalien wie ein unzureichend geschmiertes Wischergestänge oder die Funktion der berüchtigten Bosch-Achtstempel-Einspritzpumpe machen zu müssen.
Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass das Fahrzeug dabei niemals überrestauriert wurde. Die erwähnten Fußmatten mit einem wenig zeitgenössischen „BRABUS Classic“-Logo entsprechen vielleicht nicht dem Auslieferungszustand, bieten jedoch Schutz und, doch, auch ein klein wenig Prestige gleichermaßen. Abgesehen von der früher erfolgten Neulackierung wurde der Wagen jedoch lediglich mit Verstand gepflegt und gewartet. Die schwarze Lederausstattung ist original erhalten und zeigt eine schöne Patina, anstatt durch mattes, in seiner Qualität und Dicke niemals an das ursprünglich verwendete Material heranreichendes Leder ersetzt worden zu sein.
19. März 2019, aus dem Pott nach Hannover
Nicht etwa verlorengegangenes Interesse an diesem besonderen unter den ohnehin nie gewöhnlichen 300 SEL 6.3 führte zum nächsten und letzten Halterwechsel. 2018 verstarb der erst 63-jährige Bodo Buschmann nach kurzer Krankheit. Der anthrazitfarbene W109 fand bereits 2019 eine neue Heimat in einer Sammlung bei Hannover. Dort reihte er sich ein in einen Strauß an Pretiosen, überwiegend, aber nicht nur aus dem Hause Mercedes-Benz. Beste Gesellschaft also, um seinen 50. Geburtstag zu feiern und auch für die nächsten Jahre und Jahrzehnte gepflegt und mit Verstand bewegt zu werden.
Doch ein weiteres Mal sollte dieses besondere Fahrzeug seine Besitzer überdauern, Elke Hundertmark verstarb im Frühjahr dieses Jahres.
Die Geschichte des Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 endet hier nicht. Ein weiteres Kapitel seiner bislang 54-jährigen und mehr als beeindruckenden Geschichte geht zu Ende, gewiss. Doch mit gerade einmal 144.292 Kilometern, einer behutsamen und bestens dokumentierten Restaurationsgeschichte sowie einer einmaligen Historie hat dieses Fahrzeug die besten Voraussetzungen, die nächsten Jahrzehnte ein beeindruckender Zeitzeuge mit auch heute noch beeindruckenden Fahrleistungen zu sein.
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